Qualitätssicherung von freien Bildungsmaterialien – Lösungsansätze

In unserem vorangegangenen Beitrag stellten wir Ihnen eine erste Übersicht zum aktuellen Projektstand im Themenschwerpunkt Qualitätssicherung vor. Nun möchten wir Ihnen die Lösungsansätze vorstellen, die von den Teilnehmenden während unseres zweitägigen Themenworkshops in Berlin erarbeitet wurden.

Am ersten Workshoptag wurde das Themenfeld Qualitätssicherung in die vier Unterthemen unterteilt. Die Themen waren:

  1. Qualitätssicherungsmechanismen
  2. Qualitätskriterien
  3. Informations- und Medienkompetenz
  4. Motivation

Als übergeordnetes Themenfeld wurde “Policy und Rahmenbedingungen” identifiziert. Die Teilnehmenden stellten fest, dass es sich dabei um ein übergeordnetes Thema handelt, welches für alle vier Unterthemen von Bedeutung ist und somit im Laufe des Arbeitsprozesses in die Erarbeitung der Lösungsansätze integriert wurde.

Bereits bei der Erarbeitung der Unterthemen wurde deutlich, wie stark der Themenschwerpunkt Qualifizierungsmodelle mit der Frage der Qualitätssicherung verbunden ist. Die Diskussionen zeigte, dass Qualitätssicherung von OER vor allem als Prozess zu betrachten ist. Gleichermaßen rücken die Bedarfe von Lehrenden und Lernenden in den Vordergrund: Die Qualifizierung von Lehrenden und  Lernenden ist ein zentrales Element bei der Bewertung, Erstellung und Nutzung von OER, welche wiederum den Anspruch an die Qualität von OER mit prägen.

Die Teilnehmenden erarbeiteten daraufhin an Tag 2 konkrete Lösungsansätze für die Bildungsbereiche Schule, Hochschule sowie berufliche Bildung und Weiterbildung. Auf diese Weise wurden insgesamt 16 Lösungsansätze zum Themenschwerpunkt Qualitätssicherung entwickelt (nicht hierarchisierte Reihenfolge):

 

Lehrerausbildung verbessern

Die Lehrerausbildung zu verbessern, bedeutet die Schulung enger mit der Praxis zu verknüpfen. Da bislang die Fachkompetenz gegenüber der Didaktik einen größeren Stellenwert hat, muss langfristig ein Umdenken bei der Lehrerausbildung stattfinden. Dies ist eine wesentliche Rahmenbedingung, um einen praxisnahen Austausch zwischen Lehrenden und Lernenden gewährleisten zu können.

Welche Punkte greift die Idee auf:

  • Motivation durch Kompetenzschulung (Medienkompetenz, Informationskompetenz, OER Skills)
  • „Kultur des Teilens“ etablieren
  • Mehrwert des Digitalen verdeutlichen

Beschreibung der Idee/Welche Bedürfnisse greift die Idee auf:

  • Lehrenden die Möglichkeit geben eigenverantwortlich und innovativ zu lehren
  • 5Rs (Retain, Reuse, Revise, Remix, Redistribute)
  • Mehrwert und gute Qualität schaffen, vor allem durch Remixen
  • Zeitersparnis durch kollaboratives Zusammenarbeiten

Roadmap:

  1. Schritt: ‘Die Lehrenden für die Lehrenden’ finden.
  2. Schritt: Konzept für Lehrerbildung neu definieren (OER verankern).
  3. Schritt: Umsetzung in der Praxis. Auch in der Schule (Lernende)

Wer macht’s:

  • Hochschulen
  • Lehrer und Schüler als Multiplikatorinnen

Gibt es schon was in der Richtung:

  • Ausbildungsphasen
  • Hochschule -> Ref.. -> Praxis

Aufwand: sehr hoch, Nutzen: sehr hoch (bei Hochschule nur mittel)

Lehrerausbildung verbessern

Gratifikation für OER-Produzenten

In der Diskussion zu den Unterthemen gab es vor allem drei Ebenen der Betrachtung: “Motivation zu Qualitätssicherung”, „Motivation durch Qualitätssicherung” und „Motivation durch gesicherte Qualität“. Diese Ebenen geben unterschiedliche Blickwinkel für Qualitätssicherung und die Motivation frei. Ausgangspunkt der Diskussion war, dass der Motivation, OER zu erstellen, bislang weder strukturell noch bürokratisch Raum gegeben wird. Eine Motivation kann sein, direkt Fehler verbessern zu können und damit entscheidend zur Qualitätssicherung von OER beizutragen. Dies könnte durch eine entsprechende Gratifikation gewürdigt werden und folglich motivationsfördernd wirken.

Welche Punkte greift die Idee auf:

  • Motivation für Qualitätssicherung

Beschreibung der Idee/ Welche Bedürfnisse erfüllt die Idee:

  • Zeitkontingente für OER (statt Unterrichtsstunden)

Roadmap:

  1. Schritt: Ermittlung Kapazitäten für Qualitätssicherung und Produktion
  2. Schritt: tbd.
  3. Schritt: tbd.

Wer macht’s:

  • KMiS
  • Bezirksregierungen
  • Landesinstitute

Gibt es schon was in der Richtung:

  • Landesinstitute

Aufwand: sehr hoch, Nutzen: mittel.

Gratifikation

Erstellung Kriterienkatalog für OER (für alle Bildungsgruppen)

Bei der Erstellung eines Kriterienkatalogs stellt sich die Frage, ob allgemeine Kriterien praktikabel oder hinderlich sind für die verschiedenen Bildungsbereiche. Hier muss festgehalten werden, dass diese Kriterien nicht als statisch zu verstehen sind, sondern als weiterentwickel- und anpassbar. Eine gute Anleitung für OER geht per se Hand in Hand mit einem Mindestkriterienkatalog. Kriterienkataloge sollten mit einer überschaubaren Anzahl von unterschiedlichen Stakeholdergruppen erstellt werden, die dann im Prozess individuell angepasst werden können.

Welche Punkte greift die Idee auf:

  • Inhaltliche Kriterien
  • Qualitätssicherung
  • Anbindung an vorhandene Verfahren

Beschreibung der Idee/Welche Bedürfnisse greift die Idee auf:

  • Übertrag Schulbuchproduktion – Kriterien, die im Prozess(implizit) formuliert sind – auf OER übertragen
  • Akteure zusammen holen (LISUM, eLisl, ISB, Moodle, FWU) div. Bildungsserver, Hochschulen, Verlage, Kriterien für Schulbuchzulassung
  • Brauchbares Destillat erstellen, Pflichtenkatalog
  • Moderation und Kommunikation (KMK,…)

Roadmap:

  1. Schritt:
  • Überblick Kriterienkataloge BL
  • Information über bisherige Modelle
  1. Schritt
  • Selektion und Destillat (analog DIN)
  • (nach Schulart)
  1. Schritt
  • Veröffentlichung und Kommunikation (verständlich, einfach)
  • Stetige Überprüfung der Kriterien und Aktualisierung

Wer macht’s:

  • Unabhängige Institution
  • KMK
  • Georg – Eckert – Institut

Gibt es schon was in der Richtung:

  • Zulassungsbehörden
  • Schulbuchkommisionen
  • Referate KM

Aufwand: mittel, Nutzen: sehr hoch

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Zentrale OER-Plattform

Die Plattform ist als Unterstützerseite/Netzwerk zu verstehen, welche die zuweilen weit gesplitterten Links und Projekte vernetzt und eine Liste von OER-Initiativen und -angeboten aufführt. Damit übernimmt sie für OER eine Suchmaschinenoptimierung – die Auffindbarkeit von OER wird leichter.  Diese zentrale OER-Plattform sollte auch auf bereits etablierten Vertrauensplattformen in einem „OER-Infobereich“ verlinkt sein.

Welche Punkte greift die Idee auf:

  • Bestandsaufnahme, um Bestehendes zu beschreiben
    und zu vernetzen
  • Veröffentlichung von Initiativen, Netzwerken, Plattformen
  • Finden, Nutzen, Transparenz
  • Zentrale Plattform für OER-Suche

Beschreibe die Idee / Welche Bedürfnisse erfüllt die Idee:

  • Ohne Aufwand für Produzenten Sammelstelle für Initiativen und Material anbieten
  • Überblick schaffen
  • Nutzerinvolvement, um den Content der Plattform zu gestalten, zu bewerten und zu iterieren
  • Unterschiedliche Gratifikationsstufen – abhängig von unterschiedlichen Nutzergruppen

Roadmap:

  1. Schritt: Plattform, die OER-Angebote auffindet
  2. Schritt: Autoren, Sortierer, Korrigierer etc. motivieren. z. B. durch unterschiedliche Gratifikationen
  3. Schritt: Optimieren der Plattform

Wer macht’s:

  • Vorhandene Plattformen (Wikipedia)
  • Jemand der die unterschiedlichen OER-Plattformen kennt und bündeln kann

Gibt es schon was in der Richtung:

  • Academia?
  • Einzelne Landesbildungsserver kooperieren und tauschen Material aus (nach Prüfung)

Aufwand: hoch, Nutzen: sehr hoch.

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OER-Editor

Langfristig erscheint die Entwicklung eines OER-Editoren sinnvoll, um auf die unterschiedlichen Qualitätsansprüche und -bedürfnisse von Nutzenden und Erstellenden einzugehen. Metadaten und Lizenzen müssen korrekt angegeben werden bevor das Material in den Pool darf. Dafür gibt es ein Formblatt oder einen Editor, der die Angaben überprüft.

Welche Punkte greift die Idee auf:

  • Fähigkeiten für Arbeitsblatterstellung
  • Support bei technischen Herausforderungen, Layout und Sprache
  • Motivation zur Erstellung und Nutzung von OER durch
    • Bereitstellung guter Software
    • Automatisierung von Prozessen

Beschreibung der Idee/Welche Bedürfnisse erfüllt die Idee:

  • Metadaten Editor für curriculare Anbindung
  • OER-Erstellende werden automatisiert durch Dialog geführt und kann Metadaten durch Auswahllisten erstellen
  • Bereitstellen von Templates
  • Automatisierte Formatsprüfung (Inhaltliche und rechtliche Klärung)
  • wichtig: intuitive und leistungsfähige Software

Roadmap:

  1. Schritt: Software, Tools und Templates erstellen
  2. Schritt: Software auf Materialien anwenden
  3. Schritt: Templates aktualisieren

Wer macht’s:

  • oFb LMU München
  • Online Plattformen

Gibt es schon was in der Richtung:

  • oFb Online Fragebögen
  • iSQ  Online Fragebögen
  • Serlo Editor
  • Bildungsserver Sachsen-Anhalt

Aufwand: mittel, Nutzen: hoch/sehr hoch

OER-Editor

Wir möchten uns an dieser Stelle nochmals herzlich bei allen Teilnehmenden für die intensive Arbeit an der Vertiefung des Themenschwerpunkts Qualitätssicherung bedanken. Alle erarbeiteten Inhalte und Ergebnisse zu unseren vier Schwerpunktthemen werden in der Synthesephase gebündelt und abschließend im OER-Praxisrahmen zusammengeführt. Wir freuen uns, wenn Sie uns dabei unterstützen und sind dankbar für Ihre Ergänzungen und weiterführenden Gedanken!

Alle Fotos des Workshops: Ben Bernhard, https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/legalcode

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