Bild: Ben Bernhard, https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/legalcode


Lizenzen, Recht und Lehrendeinsbootholung: #mappingOER

Am 3. und 4. Dezember 2015 nahm ich an einer Veranstaltung von Wikimedia Deutschland teil. Sie gehört zu einer Reihe von Workshops, in denen unter dem Titel #mappingOER versucht wurde, an OER Beteiligte an einen Tisch zu bringen und gemeinsam eine Bestandsaufnahme von OER in Deutschland zu machen sowie darüber hinaus Entwicklungsmöglichkeiten herauszuarbeiten und Empfehlungen auszusprechen. Am 3./4. Dezember ging es um Lizenzierung und Rechtssicherheit. Zu diesem Zweck wurden sehr unterschiedliche Stakeholder eingeladen. Hochschule, Verlag, NGO, alles war vertreten. Auch Juristen, Frameworker und letztlich auch Lehrer, wie ich es bin. Für die Einladung an dieser Stelle einmal vielen Dank.

In der Vorbereitung auf die Veranstaltung ahnte ich, dass ein Aspekt für mich besonders interessant sein würde, nämlich die Frage, wie ein gesteigerter Einsatz von OER im Bildungsbereich und vielleicht auch ein gesteigerter Output aus ebendiesem, verwirklicht werden kann.

Automatisierung

Im Workshop gab es zum einen den Vorschlag, Technik zu nutzen, um den Einsatz von OER für Lehrende und Lernende zu vereinfachen. Ein Beispiel, das mir bekannt war und das in meinem Unterricht, gerade in den unteren Klassen, genutzt wird, ist die Seite www.photosforclass.com. Die Macher versehen Bilder, die unter einer freien Lizenz z. B. bei Flickr veröffentlicht wurden, automatisiert mit den notwendigen Lizenzangaben. Darüber hinaus wurden aber auch ganze Remix-Tools angesprochen die dem Nutzenden bei der Angabe der Lizenzbedingungen unterstützen können. Tutory war eines davon, sowie ein Tool der BpB und eines von Wikimedia.
Die technische Umsetzung solcher Programme und Dienste ist jedoch nicht trivial. Die Einschränkungen der einzelnen Lizenzarten müssen streng beachtet werden. Der User müsste gewarnt werden, sobald er eine Lizenz verwendet, die die Nutzung einschränkt.

Ob die Tools dies wirklich tun, weiß ich nicht. Sollte es nicht der Fall sein, halte ich solche Automatisierungsdienste und -programme eher für schädlich, da sie in diesem Fall ein falsches Sicherheitsgefühl vermitteln würden.
Der Sinn dieser Remixer besteht darin, eine Kenntnis-Schranke zu umgehen. Ziel ist es, Lernenden und Lehrenden die Nutzung von OER zu ermöglichen, ohne dass sie sich mit CC-Lizenzen auseinandersetzen müssen. Am Beispiel von photosforclass lässt sich jedoch verdeutlichen, dass es ganz ohne Kenntnisse nicht geht. Wer eine Veränderung an einem der Bilder vornimmt, muss dies kenntlich machen. Wenn also Schülerinnen und Schüler photosforclass-Bilder zuschneiden oder Filter verwenden, müssen die Bearbeitungen mit angegeben werden. Und das geschieht natürlich nicht automatisch, denn ein Automatisierungsdienst kann ja nicht wissen, ob das Werk verändert werden soll oder nicht. Eine Warnhinweis erscheint nicht.

Beratungs-Modell

Zum anderen gab es den Ansatz, OER stärker in Bildungseinrichtungen zu bringen, indem die Möglichkeiten, die OER bieten sowie die Bedingungen für eine rechtskonforme Nutzung bei Lehrenden besser bekannt gemacht werden. In einer Gruppenarbeit haben wir speziell zu diesem Thema ein Unterstützungsmodell entworfen.

Bild: André Hermes, https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/legalcode
Bild: André Hermes, https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/legalcode

Im Mittelpunkt stehen adressatenbezogene Homepages (eine für Schülerinnen udnSchüler, eine für Lehrerinnen und Lehrer und eine für Hochschullehrende). Hier sollten nicht, wie bei einigen bereits existierenden Seiten, die Lizenzen der zentrale Ausgangspunkt sein, sondern konkrete Unterrichtssituationen, in denen OER Vorteile und Rechtssicherheit bringen. Darauf aufbauend könnten nähere Informationen zu einzelnen Lizenzbedingungen und Stolpersteinen, didaktischen Einsatzszenarien, die oben beschriebenen Automatisierungs-Tools, eine FAQ-Seite, Hinweise zu CC-Such- und Materialseiten sowie der Link zu der Schüler-Version der Homepage, zur Einbindung in den Unterricht, in Unterseiten angelegt werden.
Um Lehrenden Bedarf und Möglichkeiten überhaupt vor Augen zu führen, empfehlen wir die Erstellung von Werbeplakaten für das Lehrerzimmer sowie kurzer Teaser-Filme. Dargestellt wird hierbei jeweils eine konkrete Unterrichtssituation, die Lust auf digital unterstütztes Arbeiten macht und (weniger prominent) ein Problem andeutet. OER wird dann als Lösung dargestellt und der Verweis zu der oben beschriebenen Informations-Homepage folgt.
Neben diesem passiven Informationsaspekt spielt, als zweiter Schwerpunkt des Modells, die persönliche Beratung eine besondere Rolle. Hier planten wir sowohl eine zentrale Rechtsberatungsstelle, z. B. eine Hotline, die Lehrenden bei Fragen (nicht nur?) zu CC-Lizenzen weiterhilft. Des Weiteren spielen kurze Wege und der Peer-Gedanke bei Beratungen eine positive Rolle, sodass wir die Einsetzung von Medienberatern (geschulten Lehrerinnen und Lehrern oder angestellten Medienpädagoginnen und Medienpädagogen) an den Schulen einplanten. Diese Expertinnen und Experten könnten Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner für OER und entsprechende Lizenzfragen sein sowie darüber hinaus Hilfestellung bei digital unterstützten Lehrprozessen geben, welche den Einsatz von OER besonders wertvoll machen.

Unsere Vorschläge

… für eine Förderung von OER durch die Politik wären demgemäß:

  • Entwicklung zielgruppenspezifischer Informations-Homepages zu OER und CC.
  • Produktion von Postern und Teaser-Clips als Promotion für die Informations-Homepages und zur Verdeutlichung des Bedarfs an OER.
  • Einrichtung einer Beratungsstelle.
  • Finanzierung von Medienberaterinnen und Medienberatern an Schulen.
  • Ausschreibung eines Wettbewerbs für App- bzw. Dienstanbieterinnen und Dienstanbietern zur Implementierung von CC-Lizenz-konformen Inhalten in ihr Produkt.

Andere Gruppen entwarfen Lösungen zu den Bereichen Sammeln, Informieren, Helfen und Erstellen sowie zu strategischen Aspekten.

Bild: Ben Bernhard, https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/legalcode
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